Die Chroniken der Meerjungfrau

„Die Chroniken der Meerjungfrau“ 

von Christina Henry

Meine Bewertung

„>>Warum müssen alle Leute überall auf der Welt nach derselben Schablone geformt werden?<<, fragte Amelia“ – Christina Henry

Die Chroniken der Meerjungfrau

Inhalt/Klappentext:

Einst zog ein einsamer Fischer sein Netz an Land und fand darin eine Frau. Eine Frau mit schwarzem Haar und Augen, in denen sich der Sturm des Meeres widerspiegelte. Anstelle von Beinen hatte sie einen Fischschwanz, und obwohl sie die Worte des Fischers nicht verstand, rührte sie seine Einsamkeit, und sie blieb bei ihm. Ihre Liebe dauerte an, bis sein Tod ihn von der unsterblichen Meerjungfrau trennte.

Doch Gerüchte über dieses rätselhafte Wesen sind längst laut geworden – und haben die Aufmerksamkeit eines Mannes erregt, der mit seinem Zirkus durch das Land zieht und den Menschen ihre schlimmsten Albträume hinter Gittern vorführt. Sein Name ist P.T. Barnum, und er sucht eine Meerjungfrau …

Eigene Meinung:

„Die Chroniken der Meerjungfrau“ ist mittlerweile schon der fünfte Band aus der Reihe der „Dunklen Chroniken“ der amerikanischen Schriftstellerin Christina Henry. Bisher habe ich jeden Teil dieser Saga verschlungen und war immer wieder überrascht und begeistert. Die Autorin versteht es, aus einer beliebten und bekannten Kindergeschichte etwas vollkommen anderes und düsteres zu erschaffen.

So hat sie auch hier die Erzählung „der kleinen Meerjungfrau“ umgekrempelt und neu erzählt. Ganz ohne Märchenprinz und Bling-Bling.

Diesmal geht es bei weitem nicht so brutal zu, wie in den anderen Geschichten, aber es schwingt eine unglaubliche Tragik und Tristesse mit, dass mir irgendwie immer kalt beim lesen war. Allerdings lässt der Klappentext meiner Meinung nach etwas anderes vermuten, als dann letztendlich zu lesen war. In diesem Fall soll das nichts Schlechtes bedeuten, aber es führt doch im Vorfeld ein wenig am Thema vorbei.

Auch neu für Christina Henry ist diesmal, dass sie sich für ihre Geschichte realer Persönlichkeiten bedient hat. Nach einiger Recherche (und auch am Ende des Buches von ihr selbst erklärt) haben P.T. Barnum, Levi Leyman und auch Charity Barnum tatsächlich existiert.

Barnum, als Begründer des klassischen Showbusiness bzw. auch des „modernen“ Zirkus, hat in der Tat um 1840 in New York eine „Fidschi-Meerjungfrau“ in seinem Kabinett präsentiert.

Es sei allerdings angemerkt, dass der Handlungsstrang zu Henrys „Barnum“ absolut frei erfunden ist. Ich finde, dass ist ihr ausgesprochen gut und glaubhaft gelungen und gibt der Geschichte noch mehr Authentizität.

Der Charakter der Meerjungfrau hat mich tief beeindruckt und fasziniert. Ihre anfängliche Naivität und Zerbrechlichkeit ist spürbar. Um so mehr wirkt ihre Erkenntnis nach, als sie zu begreifen beginnt, das der Mensch ein so grausames und egoistisches Wesen ist. Der Wunsch, die Welt in all ihren Facetten kennen zu lernen, weicht mehr und mehr der Ablehnung und dem inneren Boykott. Einzig die Liebe hält die Meerjungfrau immer wieder auf, sich aus dieser Situation zu befreien. Aber ich möchte an dieser Stelle nicht zu viel verraten.

Fazit:

Wieder ein gelungener Band aus der „Dunklen Chroniken“-Reihe. Diesmal nicht blutrünstig und brutal, sondern jagt auf eine ganz andere Art und Weise einen Schauer über den Rücken. Eine tolle Geschichte über eine starke Frau in einer grausamen, kapitalistischen und von Männern beherrschten Welt.

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