Verlorene Städte – Lichter unter London 1
„Verlorene Städte – Lichter unter London 1“
von Anne Herzel , CrossCult Verlag
Inhalt/Klappentext:
Der Höllenschlund unter London, genannt die Katakomben: ein in den 90er Jahren entdecktes Höhlensystem jenseits der U-Bahn-Tunnel, das Tausende Meter in die Tiefe reicht. Seinen Grund hat man bis heute nicht gefunden. Maeve O’Sullivan studiert an der University of Dublin und verfolgt das Ziel, zu einem Mudlark zu werden: einem eingefleischten Tiefenschürfer, der nach Schätzen in den Gewölben sucht. Angestachelt durch eine Wette steigt sie in die Tunnel hinab … verirrt sich jedoch. In dem Versuch, an die Oberfläche zurückzukehren, gelangt sie immer tiefer in dieses Netzwerk verworrener Korridore, bevölkert von grotesken Wesen wie heimtückischen Schlingpflanzen und wandernden Steinen. Dort begegnet sie dem rätselhaften Blaise. Er rettet sie vor dem sogenannten Wächter, einer Kreatur, die selbst die Mudlarks fürchten. Maeve wird von diesem mit einem Zeichen belegt, das sie zu einem Leben in der Tiefe verdammt–ohne die Möglichkeit, die Katakomben je wieder zu verlassen. Gemeinsam mit Blaise beginnt sie eine Reise in die Tiefe, mit dem Ziel, am Grund der Unterwelt eine Heilung zu finden.
„Verlorene Städte – Lichter unter London“ – Eigene Meinung:
Ich hab’s gelesen. Ich hab’s verschlungen. Und jetzt sitze ich hier wie ein trollgewordener Bücherwurm und will sofort wissen, wie es weitergeht! Anne Herzel hat mit Verlorene Städte eine düstere, kluge und unglaublich atmosphärische Urban-Fantasy geschaffen, die mich von der ersten Seite an gepackt hat wie ein Katakombengeist mit Trennungsangst.
Im Zentrum der Geschichte steht Maeve O’Sullivan – Student*in, Katakomben-Fan und mit einem Herz so groß wie ihr Dickkopf. Maeve ist nicht-binär, tough, neugierig, verletzlich und einfach wunderbar echt. Ich hab sie (sie? They? Them? ich liebe, dass es völlig selbstverständlich behandelt wird!) sofort ins Herz geschlossen. Und dann kommt Blaise ins Spiel – geheimnisvoll, wortkarg, mit einer Vergangenheit, über die man einfach mehr wissen will. Ein bisschen düster, ein bisschen grummelig, aber mit einem Funken, der leuchtet, wenn man hinsieht.
Gemeinsam tauchen die beiden ab – im wahrsten Sinne. In die alten Katakomben unter London, in eine Welt voller Rätsel, Gefahren und verlorener Magie. Und während sie auf der Suche nach einer Heilung für Maeves Fluch sind, entfaltet sich eine Geschichte, die nicht nur spannend, sondern auch emotional richtig tief geht. Vertrauen, Schuld, Hoffnung – alles dabei, und zwar ohne Kitsch, sondern mit echter Substanz.
Anne Herzels Stil? Bildgewaltig, präzise und mit diesem feinen Humor, der immer dann aufflackert, wenn man ihn am meisten braucht. Ich habe gelacht, gezittert, und beim Ende – tja, sagen wir so: Ich hätte fast meine Bettdecke verklagt, weil sie mir in diesem emotionalen Moment keine Hilfe war.
Fazit:
Verlorene Städte ist düstere, kluge Urban Fantasy mit Atmosphäre, Herz und Charakteren, die einem unter die Haut gehen. Ich bin völlig hin und weg von Maeve, habe mit Blaise mitgefiebert – und dieses Ende?! Ein literarischer Abgrund, in den ich begeistert hineingestürzt bin… nur um jetzt wie ein verlorenes Huhn im Bücherregal nach Band 2 zu suchen. Ich brauche Vergessene Sterne – und zwar dringend. Wer also schon weitergelesen hat: Kein Wort! Ich tauche bald wieder ab.
Eure Nora