RC 2722
„RC 2722“ – Gefährliche Freiheit
von David Moitet
„Wieder einmal hat der Mensch geglaubt, stärker als die Natur zu sein, und wieder einmal ist er für seine Arroganz bestraft worden. Die Erde ist wütend, und sie zeigt es.“
Inhalt/Klappentext:
>>Oliver reibt sich den Unterarm, gleich über dem Puls, wo eine Nummer auf seiner hellen Haut leuchtet: RC 2722. RC steht vermutlich für „Refugié climatique“, Klimaflüchtling, denkt er.<<
Fünfzehn Jahre später hat Oliver die Schrecken der Flucht fast vergessen. Noch immer ist die Erdoberfläche verseucht und unbewohnbar. Der unterirdische Schutzraum, in dem er aufgewachsen ist, bietet Sicherheit. Aber keine Perspektiven. Doch dann findet Oliver Fußspuren, die aus dem Bunker herausführen. Als kurz darauf sein Vater unter mysteriösen Umständen stirbt und sein Bruder verbannt wird, fasst Oliver einen Entschluss: Er muss raus! Die Freiheit kostet ihn fast das Leben. Dann begegnet er Tsché….
Eigene Meinung:
In den letzten Jahren habe ich mir unglaublich viele unterschiedliche dystopische Romane und Geschichten zu Gemüte geführt. Der Ideenreichtum vieler Autoren scheint nahezu unerschöpflich, die Welt auf tausende Arten untergehen zu lassen.
Auch David Moitet hat ein tolles und atmosphärisches Setting in Frankreich im Jahre 2090 geschaffen. Zuerst im erdrückenden und kühlen Schutzbunker, später im vom Klimawandel gebeutelten französischen Staat. Oder zumindest das, was davon übriggeblieben ist. Denn nach Naturkatastrophen, Dürre und einer Pandemie, die die Weltbevölkerung annähernd ausgelöscht hat, existiert kein Leben mehr, so wie wir es heute kennen.
Der rätselhafte Tod des Vaters und die Verbannung seines Bruders setzen eine Verkettung von Ereignissen in Gang, die Oliver letztendlich an die lebensfeindliche Oberfläche treiben. Auf der Suche nach seinem Bruder Marco lernt er das gleichaltrige Mädchen Tsché (kurz für Tschernobyl) kennen. Die Überlebenskünstlerin Tsché, die nie den Schutz eines Bunkers kannte und in der rauen und gefährlichen „neuen“ Welt aufwachsen musste, nimmt sich seiner an und begibt sich mit ihm auf die Suche nach dessen Bruder.
Alles in allem, empfand ich diese Endzeit-Geschichte durchaus interessant und spannend geschrieben. Das Szenario war aus meiner laienhaften Sicht recht gut ausgearbeitet und ich fand nur kleine Logikfehler, mit denen ich aber leben konnte. Dennoch waren mir einige Aktionen und Handlungsstränge zu einfach „abgebacken“, zu schnell ließen sich Probleme lösen, aus denen der Autor hätte fraglos mehr herausholen können um eine richtig aufregende Geschichte zu erschaffen.
Positiv hervorzuheben ist allerdings, und dies schon aus dem Grunde, dass es für eine jüngere Leserschaft (ab 12 Jahren) geschrieben wurde, ist die Behandlung aktuell bedeutsamer Themen wie Klimawandel und Pandemie. Das Voraugenhalten, dass der Mensch niemals Herr über diesen Planeten sein wird und jede Aktion unwiderruflich einer Reaktion folgen wird, ist bei dieser Geschichte gut veranschaulicht. Dazu ist mir eine sehr passende Stelle im Buch nachhaltig im Gedächtnis geblieben: „Wieder einmal hat der Mensch geglaubt, stärker als die Natur zu sein, und wieder einmal ist er für seine Arroganz bestraft worden. Die Erde ist wütend, und sie zeigt es.“ (S. 279)
Fazit:
Ein dystopischer Roman, der wichtige und aktuelle Themen aufgreift und Jugendliche ab 12 Jahren leicht und verständlich in eine Welt mitnimmt, die wir so oder ähnlich in den nächsten 100 Jahren wahrscheinlich selbst zu spüren bekommen.