Ich war das Mädchen aus Auschwitz
„Ich war das Mädchen aus Auschwitz“
von Tova Friedman , Penguin Random Books
„Ich möchte, dass sie in meinen Schuhen gehen und in den Fußstapfen meiner Familie laufen, auch wenn wir in den schlimmsten Zeiten gar keine Schuhe hatten.“ – Tova Friedman (Seite 13)
Inhalt/Klappentext:
»Ich habe überlebt. Damit einher geht die Verpflichtung gegenüber den anderthalb Millionen jüdischen Kindern, die ermordet wurden. Sie können nicht mehr sprechen. Also spreche ich für sie.«
Tova Friedman ist gerade einmal vier Jahre alt, als sie mit ihrer Mutter in ein Konzentrationslager deportiert wird, mit sechs kommt sie nach Auschwitz-Birkenau. Was sie dort erlebt, wird sie ein Leben lang prägen: Unsagbares Leid, aber auch unerschütterliche Hoffnung und eine Liebe, deren Kraft Unvorstellbares leistet. Als eine der Wenigsten weiß sie, was es heißt, eine Gaskammer von innen gesehen zu haben und heute darüber berichten zu können. Was es bedeutet, sich zwischen den Toten zu verstecken, um selbst zu überleben. So erschreckend wie berührend und inspirierend erzählt sie davon, wie sie als Kind den Krieg erlebt, ihre Eltern nach dessen Ende wiederfindet und ihr Leben seither dem Kampf gegen das Vergessen widmet.
„Ich war das Mädchen aus Auschwitz“ – Eigene Meinung:
Jedes Jahr lese ich genau ein Buch über diese „Thematik“. Zum einen ist es ein jährliches Voraugenhalten der Vergangenheit, die niemals in Vergessenheit geraten sollte und zum anderen schaffe ich mental einfach kein weiteres, denn diese Art von Geschichten fordert viel Kraft vom Leser.
In meiner Kindheit gab es noch relativ viele Zeitzeugen und Dinge über den Krieg aus erster Hand zu erfahren war für mich damals leicht. Vieles erzählten mir meine Großeltern ohne Umschweife oder Ausreden. Nun zu lesen, dass Tova Friedman zu einer der letzten Zeitzeugen überhaupt gehört, macht mir noch einmal deutlich, dass die Zeit nicht stillsteht und mittlerweile auch in meinem Umfeld niemand mehr da ist, der vom Krieg berichten kann.
Die mittlerweile 85jährige hat zusammen mit ihrer Familie, Freunden und dem Co. Autor Malcom Brabant in unglaublicher Akribie Tovas erste Lebenszeit und die Ereignisse vom polnischen Ghetto bis ins Konzentrationslager Auschwitz rekonstruiert und niedergeschrieben. Auch die Erlebnisse nach dem Krieg, ihr Aufwachsen in New York und Israel und die Rastlosigkeit der Autorin, deren Leben doch immer wieder auf Krieg und Antisemitismus trifft, hat mich sehr berührt.
Auch Schauspieler Ben Kingsley schenkte diesem Buch ein bewegendes Vorwort.
Wie bewertet man eigentlich solch eine Erzählung? Kann, darf man sie eigentlich bewerten? Kritisiert man den Schreibstil? Sind die Worte „unterhaltsam“ und „spannend“ angebraucht? Wohl kaum! Tova Fiedman´s Berichte brachen mir das Herz. Ihre Geschichte und ihre Erinnerungen waren schockierender als alle anderen, die ich bisher las. Dennoch hatte sie auch gleichsam immer und immer wieder unheimliches Glück als so junger Mensch in solch einem Regime zu überleben, in dem Alte, Kranke und kleine Kinder als wertlos und unnütz angesehen wurden.
Im Grunde hat Frau Fiedman´s Geschichte bei mir wieder genau dass erreicht, was ich jährlich fühlen muss um nicht zu vergessen und in einer Gesellschaft zu leben, die aktiv gegen eine Wiederholung derartiger Grausamkeiten arbeitet.
Fazit:
Ein Must-Read gegen das Vergessen.
Eure Nora