Das Grab
„Das Grab“
von H.P. Lovecraft , Splitter Verlag
Inhalt/Klappentext:
Eine atmosphärische Comic-Adaption der Kurzgeschichte »Das Grab« von H. P. Lovecraft. Der menschenscheue Jervas verlebt eine einsame Kindheit. Die Lektüre uralter Bücher und Ausflüge in die Wälder und Felder rund um das Gut seiner wohlhabenden Familie sind sein einziger Trost. Eines Tages stößt er dabei auf das Grab der Hydes, einer entehrten Familie mit dunkler Vergangenheit, deren letzter lebender Nachkomme er scheinbar ist. Jervas sucht diesen makabren Ort immer öfter auf und seine Faszination wird schnell zur Besessenheit. Die Geheimnisse des alten Geschlechts führen den Jungen auf einen düsteren Pfad, an dessen Ende Vergessen, Paranoia und Visionen eines grauenhaften Todes warten…
„Das Grab“ – Eigene Meinung:
Lovecraft und Comics? Klingt wie eine Teeparty mit Cthulhu – ungewöhnlich, aber faszinierend. Mit „Das Grab“ hat der Splitter Verlag eine düstere Kurzgeschichte des Altmeisters des kosmischen Grauens in eine atmosphärisch dichte Graphic Novel verwandelt, die sich sehen lassen kann. Und zwar im besten Sinne des Wortes.
Schon der erste Blick ins Buch macht klar: Hier wurde mit Liebe zum Wahnsinn gearbeitet. Die Illustrationen von Nino Cammarata sind detailverliebt, düster und fangen das klassische Lovecraft-Gefühl – irgendwo zwischen Grusel, Wahnsinn und aristokratischem Verfall – sehr gut ein. Man spürt förmlich den Moder in den Familiengräbern, hört das Rascheln der Blätter im verwunschenen Park – und fragt sich, warum man das eigentlich so gemütlich findet.
Die Geschichte selbst? Herrlich seltsam! Ein Einzelgänger, der sich zu einem alten Grab hingezogen fühlt, zunehmend in eine Obsession abrutscht und dabei vielleicht (oder vielleicht auch nicht?) den Verstand verliert – ganz Lovecraft eben. Wer auf Klarheit hofft, ist hier falsch. Wer aber Lust auf eine geistige Geisterbahnfahrt hat, wird bestens bedient.
Ein kleiner Wermutstropfen: An manchen Stellen war es gar nicht so einfach zu erkennen, was genau gerade passiert. Die Bilder sind zwar stark, aber nicht immer eindeutig zu interpretieren. Das liegt allerdings nicht nur an der Umsetzung – Lovecraft ist einfach ein schwieriger Typ, wenn es darum geht, seine vielschichtigen, oft vagen Gedankengänge visuell greifbar zu machen. Wie malt man das „unsagbare Grauen“? Genau.
Fazit:
„Das Grab“ ist eine gelungene Adaption mit künstlerischem Anspruch und liebevollem Grusel-Charme. Wer Lovecraft kennt, weiß, worauf er sich einlässt – und wer ihn noch nicht kennt, bekommt hier einen atmosphärischen Einstieg mit Gänsehaut-Garantie. 4 von 5 Tentakeln … äh, Sternen!
Eure Nora